Der Frauenverein Männedorf berichtet

Unterwegs mit Ursula: Schneeschuhtour Niederbauen

Ehrlich gesagt hatte ich keine grossen Erwartungen an dem Freitag, 10. Januar. Im Wetterbericht hiess es: Temperatur auf dem Niederbauen -7 Grad sowie zügiger Westwind. Und an der Talstation in Emmetten sah man das Bild der Webcam von der Bergstation: dicker grauer Nebel! Ich dachte mir, dass die Tour wahrscheinlich kein Vergnügen wird, aber ich wenigstens einen Tag lang an der frischen Luft sein werde. Ursula hatte alles minutiös geplant und vorreserviert. So standen um 9 Uhr früh 13 fröstelnde Frauen vor der Seilbahnstation in Emmetten und warteten und warteten. Da kam die niederschmetternde Meldung: die Bahn könne nicht fahren, sie seien dran, es dauere mindestens eine halbe Stunde, und vielleicht fahre sie gar nicht mehr heute. Man entschied, im Restaurant zu warten. Eine gute Stunde später ging es dann doch los. Oben wollten alle sogleich losziehen, so blieb das Restaurant bei der Bergstation auf den von Ursula bestellten Gipfeli sitzen, beziehungsweise Ursula übernahm sie und trug sie abends – unterwegs fröhlich den Leuten im ÖV davon anbietend - nach Hause.

Welche Überraschung: der dunkelgraue Nebel hatte sich nach oben verzogen und es herrschte ziemlich klare Sicht auf den dunklen Vierwaldstättersee und die weissen Berge rundherum. Wir konnten die Rigi und den Pilatus erkennen. Und zu unserem Glück war es windstill. Rundum umgab uns die frisch verschneite hügelige Landschaft, und das in einer grandiosen Ruhe. An den sporadischen Stecken, die aus dem Neuschnee ragten, konnte man den Trail erraten. Und so stapften wir als einzige menschliche Wesen weit und breit durch den weichen Schnee in die unberührte Landschaft, rechts von uns immer die grandiose Aussicht auf den See. Plötzlich riss am Horizont ein Lichtstreifen auf. Mir fiel Mörikes Gedicht „An einem Wintermorgen vor Sonnenaufgang“ ein: O flaumenleichte Zeit der dunklen Frühe / Welch‘ neue Welt bewegest du in mir? –

Wir stiegen zuerst auf einen kleinen Hügel, um eine noch weitere Aussicht zu geniessen und peilten dann eine Holzhüttengruppe in einer Senke an. Für uns sehr angenehm war, dass Caro, eine der Hilfsleiterinnen, die kräfteraubende Aufgabe übernahm, an der Spitze unseres Zuges den Weg vorzupfaden. Für uns anderen, die nach ihr kamen, war es dann viel leichter und wir durften einfach geniessen. Wir waren ihr sehr dankbar dafür! Leider war dann – entgegen dem Versprechen, das ein Hüttenwart Ursula gegeben hatte - keine der Hütten offen. Und so mussten wir „obdachlos“ unser Picknick zu uns nehmen. Die einen machten dies im „Ständerat“, andere suchten eine versunkene Bank, um ein wenig sitzen zu können. Kalt war es so oder so, was aber der guten Stimmung keinerlei Abbruch tat.

Es gab auf unserem einsamen, wunderschönen Weg so vieles zu entdecken! Die Nadelbäume, Sträucher und Gräser waren von Raureif verkleidet und zeigten fein ziselierte Muster.

Auch die Wegweiser waren vom Reif überzogen und man musste sie freikratzen, um die Angaben lesen zu können. Und plötzlich hiess es: Niederbauen Station 25 Minuten. War die Tour schon so bald zu Ende? Noch einmal genossen wir von einer Erhebung aus die Aussicht. Von hier aus sah man bis zum Atomkraftwerk von Gösgen, das in dieser Stimmung fast ästhetisch wirkte.

Nachdem noch jemand an einem Eisabhang abgerutscht war und mit Hilfe einer Mitläuferin wieder aufstehen und zu den anderen steigen konnte, sahen wir schon die Bergstation und das lockende Gipfelrestaurant. Bei Kaffee / Tee und Kuchen wärmten wir uns auf und blickten dankbar auf diesen ganz besonderen Schneeschuhtag zurück. Ein riesiges Dankeschön den Leiterinnen: Ursula, Caroline und Eva!

Marjoline Roth

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